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Nationales Referenzzentrum für postvirale Syndrome entsteht

Rauch: „Bündeln wissenschaftlicher Erkenntnisse verbessert die Versorgung von Betroffenen“

Eingangsbereich des Medizinischen Universitätscampus AKH Wien
Eingangsbereich des Medizinischen Universitätscampus AKH WienFoto: MedUni Wien / AKH Wien / Houdek

Das Gesundheitsministerium hat die Medizinische Universität Wien mit dem Betrieb eines Nationalen Referenzzentrums für postvirale Syndrome beauftragt. Sie hat im Rahmen eines EU-weiten Vergabeverfahrens den Zuschlag erhalten. Das Nationale Referenzzentrum wird in den kommenden Wochen seine Arbeit aufnehmen. Es soll bestehende wissenschaftliche Erkenntnisse zu postviralen Syndromen sammeln, die Forschung vorantreiben und Schulungen für Angehörige von Gesundheitsberufen anbieten.

Rund eine Million Euro werden dafür zur Verfügung gestellt. „Der Leidensdruck der Betroffenen mit postviralen Erkrankungen wie ME/CFS oder Long COVID ist groß. Das Referenzzentrum wird dazu beitragen, dass neueste wissenschaftliche Erkenntnisse rasch an alle MitarbeiterInnen im Gesundheitssystem gehen. So verbessern wir die medizinische Versorgung und die Lebensqualität der Betroffenen“, betont Gesundheitsminister Johannes Rauch.

Ende 2023 legte der Oberste Sanitätsrat (OSR) seine Empfehlungen zur medizinischen Versorgung von Menschen mit postviralen Erkrankungen vor. Zentrales Element ist die Errichtung eines Nationalen Referenzzentrums für postvirale Syndrome – insbesondere für Long/Post-Covid und ME/CFS. Gesundheitsminister Johannes Rauch kündigte damals an, die Empfehlungen rasch umzusetzen. Nach einer EU-weiten Ausschreibung ging der Zuschlag im Vergabeverfahren nun an die Medizinische Universität Wien.

„Die MedUni ist eine außerordentlich kompetente Vertragspartnerin für die Etablierung dieses Zentrums. Sie hat bereits in der Vergangenheit vielfältige Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt und kann auf ein starkes Netzwerk erfahrener ExpertInnen zurückgreifen – sowohl lokal als auch national und international“, zeigt sich Gesundheitsminister Johannes Rauch erfreut.

Biobank für ME/CFS

Für das Referenzzentrum werden insbesondere das Zentrum für Public Health, Abteilung für Primary Care Medicine, und das Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie, Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der MedUni Wien tätig sein. Geleitet wird das neue Referenzzentrum von Kathryn Hoffmann und Eva Untersmayr-Elsenhuber.

Untersmayr-Elsenhuber ist Fachärztin für klinische Immunologie und Expertin im Bereich post-viraler Erkrankungen. Sie baut derzeit mit ihrem Team die erste österreichische Biobank für ME/CFS auf, die an die spezifischen Bedürfnisse der PatientInnen angepasst ist. Der Aufbau orientiert sich an internationalen Biobanken in Deutschland, Niederlande und Großbritannien. Eva Untermayr-Elsenhuber: „Es ist für die Betroffenen ausgesprochen wichtig, dass wir uns in Österreich an ausgezeichneter, internationaler Forschung im Bereich der post-infektiösen Erkrankungen beteiligen. Nur so können wir dann auf schnellstem Weg das Wissen über dringend benötigte neue Diagnose- und Therapieansätze vermitteln.“

Kathryn Hoffmann ist Ärztin und Wissenschaftlerin im Bereich Public Health. Sie leitet die Abteilung für Primary Care Medicine an der MedUni Wien, vertritt Österreich beim European General Practice Research Network, ist Autorin zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen und Leiterin von wissenschaftlichen Studien zu den Forschungsschwerpunkten postakute Infektionssyndrome (PAIS), Versorgungsforschung und eHealth.

Kathryn Hoffmann: „Besonders wichtig beim Thema postakuter Infektionssyndrome ist die transdisziplinäre Zusammenarbeit von ärztlichen und anderen Gesundheits- und Sozialberufen, sowohl in der Lehre und Weiterbildung als auch in der Forschung und Behandlung der Betroffenen.“

Versorgungsforschung und Sensibilisierung von Gesundheitsberufen

Das Referenzzentrum wird insbesondere die Forschung zur Versorgung von Patient:innen mit postviralen Syndromen und die Schulung des involvierten Gesundheitspersonals vorantreiben. Es versteht sich als zentrale Drehscheibe für die notwendige translationale und multiprofessionelle Versorgung der Patienten. Durch die bereits etablierte Zusammenarbeit mit den verschiedenen medizinischen Fachbereichen und Gesundheitsberufen soll ein umfassender Wissensaustausch für die Praxis erzielt werden. Zu den wichtigsten Aufgaben gehören regelmäßige Fortbildungen und Symposien für Gesundheitspersonal und die Entwicklung und Verbreitung von Literaturreviews und Leitlinien zur Patient:innenbehandlung.

Weitere Unterstützung für die behandelnden Angehörigen von Gesundheitsberufen soll eine interdisziplinäre, telefonische bzw. webbasierte Sprechstunde für Fragen zu postviralen Syndromen bieten. Eine wichtige Rolle wird das Referenzzentrum zudem bei allen Forschungsaktivitäten zu PAIS und ME/CFS im nationalen und internationalen Bereich einnehmen.

Durch die Corona-Pandemie erhielten postvirale Syndrome wie Long COVID und ME/CFS zusätzliche Bedeutung. In Österreich geht man allein für ME/CFS von bis zu 80.000 Betroffenen aus. Durch das Fehlen eines klaren Biomarkers ist der Weg zur korrekten Diagnose noch immer langwierig. Krankheitsbilder und die Möglichkeiten zur Behandlung sind sehr unterschiedlich. Für die Versorgung von Betroffenen müssen oft verschiedene medizinische Disziplinen zusammenarbeiten.

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