Was ist Long Covid?
Long Covid ist ein Überbegriff für gesundheitliche Langzeitfolgen, die nach einer Infektion mit dem Coronavirus vorhanden sein können.
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Das britische National Institute for Health and Care Excellence (NICE) definiert Long Covid als eine Vielzahl von Symptomen, die mehr als 12 Wochen nach Beginn der Covid -19 Infektion bestehen bleibt. Long Covid, manchmal auch Post Covid Syndrom oder auch PASC1 (post acute sequelae of SARS-CoV-2 infection) genannt, ist eine multisystemische postvirale Erkrankung und charakterisiert sich durch mehr als 100 Symptome2.
Oftmals werden diese in Schüben oder Wellen durchlaufen und als “Rückfälle” nach zum Teil besseren Episoden empfunden. Eine genaue Ursache ist bisher nicht bekannt.
Statistiken besagen, dass etwa 10-20% der Covid -19 Erkrankten an Long Covid leiden3. Diese Personen gelten offiziell als genesen, werden statistisch aber nicht erfasst. Sie kämpfen monatelang mit vielfältigen und oft massiv lebenseinschränkenden Beschwerden. Durch die Vielfalt an Symptomen und deren dynamischen Charakter sind Patient*innen nicht in eine bestimmte Kategorie einzuteilen. Es sind fast alle Systeme des Körpers betroffen, somit muss Long Covid als eine multisystemische Krankheit behandelt werden.
Um Long Covid in Gesundheitssystemen und in der Statistik zu erfassen, hat die WHO mittlerweile einen eigenen ICD-10 Code für Long Covid / PASC festgelegt (U09.9!)4.
Symptome
Zurzeit sind mehr als 100 verschiedene Symptome bekannt, die einzeln, aber meist in verschiedenen Kombinationen auftreten können. Auch die Verläufe können sehr unterschiedliche sein. Oftmals werden diese in Schüben oder Wellen durchlaufen und werden von Betroffenen als “Rückfälle” nach zum Teil besseren Episoden empfunden.
Die Verläufe sind so unterschiedlich und individuell wie der Mensch selbst. Unter anderem berichten Long Covid PatientInnen, dass gewisse Symptome verschwinden und andere neu auftreten. Die Meisten sind langfristig und massiv in ihrem alltäglichen Leben eingeschränkt. Viele PatientInnen sind auch Monate nach Krankheitsbeginn noch immer nicht in der Lage, ihrem ursprünglichen Leistungsniveau gerecht zu werden und leiden unter andauernder, belastender Symptomatik.
Schlüsselsymptome des PCS
Zu den Schlüsselsymptomen des Post Covid Syndroms (PCS) zählen Fatigue, Orthostatische Intoleranz, Belastungsintoleranz und Post-Exertional Malaise.5
- Fatigue ist eines der im Rahmen des PCS am häufigsten auftretenden Symptome und bezeichnet nicht einfach „Müdigkeit“, sondern eine zu den vorausgegangenen körperlichen, seelischen oder kognitiven Belastungen unverhältnismäßige, durch Schlaf nicht zu beseitigende, krankhafte Erschöpfung, die sowohl körperlicher als auch geistiger Art sein kann. Muskuläre Fatigue kann über die Messung der Handkraft erfasst werden. Bei manchen PCS-Verläufen, insbesondere bei ME/CFS, geht die Fatigue regelhaft mit Schlafstörungen einher – dennoch liegt hier meist keine depressive Symptomatik vor, was sich an dem meist erhaltenen Antrieb und hoher Motivation zur Krankheitsbewältigung zeigt.
- Bei der häufig auftretenden Orthostatischen Intoleranz (OI) liegt wahrscheinlich eine Fehlregulation des autonomen Nervensystems (Dysautonomie) vor (68). Kernmerkmal der OI ist eine Symptomverschlechterung beim Aufrichten und entsprechende Besserung beim Hinlegen. Zu den Symptomen gehören Benommenheit, Schwindel, Synkopen und Palpitationen, aber auch Fatigue, Kopfschmerzen, Angstzustände, Thoraxschmerzen, Dyspnoe und Belastungsintoleranz (69, 70).
- Die Mehrheit der PCS-Fälle ist zudem von einer (unspezifischen) Belastungsintoleranz geprägt, also einer mangelnden körperlichen Belastbarkeit mit entsprechend inadäquater körperlicher Reaktion auf Belastung (z. B. Dyspnoe, überschießende Tachykardie, Leistungsdefizit). Eine Belastungsintoleranz kann bei vielen Unterformen des PCS beobachtet werden.
- Im Falle einer anstrengungsinduzierten Symptomexazerbation spricht man von Post-Exertional Malaise (post exertional malaise, PEM). PEM kann in leichterer Ausprägung bei verschiedenen Formen des PCS auftreten (34). Auslöser können (auch geringfügige) körperliche, kognitive, emotionale, sensorische oder orthostatische Belastungen sein. Die PEM setzt oft erst mit Verzögerung von mehreren Stunden ein und kann über mehrere Tage (bis Wochen) anhalten. Eine länger als 14 Stunden nach der Belastung anhaltende PEM ist das Kardinalsymptom von ME/CFS.
Wer bekommt Long Covid?
Long Covid bekommen ca. 10-20% der Covid-19 PatientInnen, egal ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene. Auch Menschen ohne Vorerkrankungen, mit asymptomatischen, milden, moderaten oder schweren Krankheitsverläufen. Auch je älter die Patient*innen, desto größer wird der Prozentsatz an Long Covid Fällen6.
Statistiken zeigen, dass Frauen und Personal des Gesundheitssystems ein erhöhtes Risiko haben Langzeitbeschwerden zu entwickeln7. Dazu kommt, dass für Frauen unter 50 die Chancen fünf mal so hoch sind, nach einer Covid-19 Infektion an Long Covid zu erkranken8.
- ‘’NIH launches new initiative to study “Long Covid”’’. 23.02.2021, NIH (Link) ↩︎
- Davis et. al.: „‘’“Characterizing Long Covid in an International Cohort: 7 Months of Symptoms and Their Impact“ (Link) ↩︎
- The prevalence of long Covid symptoms and Covid -19 complications. 16.12.2020, ONS (Link) ↩︎
- WHO legt neue Kodes für Post-COVID-19-Zustände fest (Link) ↩︎
- Post COVID und Post-Vakzin-Syndrom: Die Pandemie nach der Pandemie (Link) ↩︎
- The prevalence of long Covid symptoms and Covid -19 complications. 16.12.2020, ONS (Link) ↩︎
- Understanding and managing Long Covid requires a patient-led approach. Professor Martin McKee (Link) ↩︎
- „Women under 50 had worse long-term outcomes“ ISARIC Clinical Characterization Protocol study, UK (Link) ↩︎